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Hintergründe & Entstehungsgeschichte:

 

Was sind das für Menschen, die da ungefragt zu uns gekommen sind?

Genau das waren die Gedanken des Autors, wie so vieler Menschen in der Bundesrepublik, als er sich zum ersten Mal in seinem Deutschkurs für Flüchtlinge etwa zwei Dutzend jungen Männern aus Afrika und Asien gegenübersah.

Es war noch vor der großen Flüchtlingswelle 2015, bevor die meisten Kriegsflüchtlinge aus Syrien und dem Irak kamen. Die Schüler – anfangs ausschließlich Männer – kamen zum Teil aus Afghanistan und Pakistan, die meisten aber aus Ostafrika, Eritreer und ein paar Somalier.

Mehr als der durchschnittlich interessierte deutsche Medienkonsument wusste der Autor damals auch nicht: Eritrea ist ein kleineres Land am Roten Meer, war mal italienische Kolonie, hat gegen das viel größere Nachbarland Äthiopien Krieg geführt und gilt als die strengste Diktatur auf dem afrikanischen Kontinent.

Nach zunächst vorsichtiger Distanziertheit kamen immer mehr Fragen auf:

Welche Schicksale haben sie zu uns nach Deutschland geführt?

Warum haben sie sich auf diesen riskanten Weg gemacht und ihre Heimat verlassen?

Warum lässt ein junger Mann seine geliebte Frau und den kleinen Sohn zurück und verlässt sein Zuhause auf unabsehbare Zeit?

 

Man kam ins Gespräch – zunächst vorsichtig zurückhaltend – aber erfuhr doch immer mehr und kannte plötzlich Geschichten zu den Flüchtlingsbooten, die auf dem Mittelmeer kenterten und über die jeden Tag in den Nachrichten berichtet wurde.

So reifte die Idee des Autors, gewissermaßen stellvertretend für die Flüchtlinge, ihre Geschichte zu erzählen, denn nur wenn man die Geschichte, das Schicksal des anderen kennt, kann man ihn verstehen. Und nur wenn man ihn versteht, kann man ihn akzeptieren und integrieren.

Zwei Eritreer, eifrige Besucher des Deutschkurses und Vorlage für die Hauptpersonen des Buches waren schließlich bereit den langen und mühsamen Weg zu gehen, ihre Geschichte zu erinnern, mitzuteilen und verständlich zu machen: Haile und Menasse.

Fast eineinhalb Jahre lang im Rahmen unzähliger Treffen wurde Schritt für Schritt die Fluchtgeschichte der beiden erschlossen. Zum Glück spricht Haile gut Englisch und konnte Menasses Erinnerungen und Berichte übersetzen. Nach und nach wurde aber zunehmend die deutsche Sprache verwendet. Gleichzeitig lernte der Autor auch ein wenig die Muttersprache Tigrinya, so dass einige Wendungen in der Originalsprache im Buch erscheinen konnten.

Einige Monate später kamen auch Eritreerinnen in den Deutschunterricht. Auch deren anfängliche Zurückhaltung und Skepsis wich langsam, aber sicher zunehmendem gegenseitigen Vertrauen. Aus den Erzählungen der Frauen hat sich die Geschichte der Ksanet herauskristallisiert, die in den Roman einfloss. Menasse verliebt sich in die schöne Eritreerin, die ihm trotz ihrer traumatischen Erfahrungen nach und nach ihr Herz öffnet. Die Liebe dieses jungen Flüchtlingspaars steht als Gegenpol zu all dem Schmerz und Leid, das sie erfahren mussten.

 

Neben den authentisch wiedergegebenen Erzählungen der Flüchtlinge wurden Umfeld und Hintergrund der Geschichte auf das Sorgfältigste recherchiert. Dem Autor war es ein besonderes Anliegen die sachliche Richtigkeit aller historischen, politischen, geographischen, (fremd)sprachlichen und sonstigen Angaben im Roman sicherzustellen.


Senait und Negasch, Frau und Sohn Hailes und die Titelheldin des Tatsachenromans warten bei Erscheinen des Buches immer noch in Addis Abeba, der Hauptstadt Äthiopiens, auf die Erteilung der längst beantragten Visa für den lange angenommenen Antrag auf Familiennachzug nach Deutschland. Seit dreieinhalb Jahren ist die Familie bereits getrennt …